
Aufhebung
Sein Unglück
ausatmen können
tief ausatmen, so dass man
wieder einatmen kann
Und vielleicht auch sein
Unglück
sagen können in Worten
in wirklichen Worten
die zusammenhängen
und Sinn haben
und die man selbst noch
verstehen kann
und die vielleicht sogar
irgendwer sonst versteht
oder verstehen könnte
Und weinen können
das wäre schon fast
wieder Glück
Erich Fried
Sich mitteilen - eine heilende Kraft!
Ein schmerzender Knoten.... der sich, ganz wie ein verheddertes Wollknäuel ineinander verhakt hat. Und dabei schwer, ja sogar bleischwer irgendwo im Körper sitzt. Da schmerzt und drückt er. Da strahlt er aus in alle Richtungen. Da sitzt er, mit einer Beharrlichkeit, dass man ihn nicht in Frage stellen vermag. Manchmal pocht er, manchmal brennt er. Und immer wieder löst sich etwas ab... Wie ein Faden, der aus einem Wollknäuel hängt. Und man hat den Drang danach zu greifen, um es endlich aufzulösen. Doch dann ist er wieder weg, der Faden. Und es brennt und pocht wieder.

Kennst Du das? All die Gefühle, die so unangenehm sind, dass sie lieber nicht gefühlt werden wollen. Diese Wut, die im Alltag keinen Platz findet, da es sich doch nicht schickt wütend zu sein. Diese Trauer, die sich ihren Weg nach oben bahnt und dann doch wieder herunter geschluckt werden muss, da wir doch unsere Kinder nicht belasten wollen- sie brauchen doch eine starke Mama. Da ist diese Angst, die sich mit ihren kalten Händen immer wieder um dein Herz legt. Doch sie wird warm eingepackt, damit sie dich nicht so frieren lässt. Im Leben muss man schließlich funktionieren.
Und dann entsteht dieses Knäuel an ungefühlten Emotionen. Tag für Tag wird es ein wenig größer, bis es schmerzt und drückt. Und dann?
Warum wir uns oft nicht mitteilen
Wir zögern, unsere Gefühle und Gedanken nach außen zu tragen. Warum?
Da ist die Angst vor Ablehnung: Was, wenn mich niemand versteht oder ernst nimmt?
Da hindert uns der Perfektionsanspruch: Ich sollte meine Probleme alleine lösen können- ich muss doch funktionieren und alles unter Kontrolle haben.
Da brennt die Scham: Was, wenn meine Gefühle „zu viel“ sind?
Und da gibt es Erfahrungen aus der Vergangenheit: Vielleicht wurde man früher ignoriert oder belächelt.

Die heilende Kraft sich mitzuteilen
Sich mitzuteilen bedeutet, sich selbst Raum zu geben. Es bedeutet, sich zu erlauben, gesehen und gehört zu werden. Und dazu braucht es erst einmal einen liebevollen Blick auf uns selbst. Ein wenig Fürsorge und Mut, die Türe zu öffnen, den losen Faden zu greifen und hinzuspüren. Ja, wir wissen vorher nicht was passiert... Wenn wir im Gespräch sind, wissen wir nicht wie unser Gegenüber reagiert. Wir wissen nicht, wie es sich anfühlen wird, die Gefühle auszusprechen. Sie aus unserem inneren Knoten zu lösen und nach außen zu transportieren. Und manchmal wissen wir auch gar nicht wie das geht.
Emotionen teilen schafft Verbindung
Doch eins können wir erahnen: Echte Nähe entsteht nicht durch Perfektion, sondern durch Verletzlichkeit. Wenn wir uns authentisch zeigen, indem wir unsere Gedanken und Gefühle mitteilen, entsteht ein ganz besonderer Raum. Echte Beziehung! Wir werden wahrgenommen, wir werden gespürt und wir spüren uns selbst.

Manchmal sortieren sich
Gedanken beim Sprechen
Kennst du das Gefühl, dass dir beim Erzählen plötzlich klar wird, was du wirklich fühlst? Worte geben unseren Gedanken Struktur und helfen, Klarheit zu finden.

Und manchmal kann das Schreiben eine Befreiung sein
Manchmal fällt es schwer, mit jemandem zu sprechen. Dann kann Schreiben ein Ventil sein. Ein Tagebuch, ein Brief (auch wenn er nie abgeschickt wird) oder kreatives Schreiben – all das kann Dir helfen, Emotionen zu verarbeiten- den Knoten zu lockern.
Sich mitteilen bedeutet Selbstfürsorge
Wenn du dich mitteilst, übernimmst du Verantwortung für dich selbst. Es ist ein Zeichen dafür, dass du dich ernst nimmst. Gefühle sind nicht dazu da, unterdrückt zu werden – sie sind dazu da, gefühlt und verstanden zu werden.
Ab wann professionelle Hilfe gut ist:

Wenn das Problem das ganze Leben bestimmt
Psychische Belastungen sind ein Teil des Lebens, doch wenn sie über Wochen oder Monate hinweg das Denken, Fühlen und Handeln dominieren, kann externe Hilfe sinnvoll sein. Beispiele:
Anhaltende Niedergeschlagenheit oder innere Leere
Ständige Ängste oder Sorgen
Reizbarkeit, Wut oder Rückzug aus sozialen Kontakten
Wenn Beziehungen dauerhaft leiden

Systemisch betrachtet sind wir immer in Beziehung – mit Partner*innen, Familie, Freund*innen, Kolleg*innen. Wenn psychische Belastungen dazu führen, dass diese Beziehungen dauerhaft angespannt sind oder man sich zunehmend isoliert, kann ein Blick von außen helfen. Zeichen dafür sind:
Häufige Konflikte ohne Lösung
Rückzug aus engen Beziehungen
Gefühl, nicht verstanden oder alleine gelassen zu werden
Wenn bisherige Bewältigungsstrategien nicht mehr ausreichen
Jeder Mensch hat Strategien, um mit Herausforderungen umzugehen. Manchmal führen diese jedoch zu Hoffnungslosigkeit oder verschlimmern die Situation sogar. Anzeichen dafür sind:
Übermäßiger Konsum von Alkohol, Drogen oder Essen als Bewältigungsmechanismus
Vermeidungsverhalten (z. B. ständiges Aufschieben von wichtigen Dingen)
Gefühl, „im Kreis zu drehen“ und keine Lösung zu finden
Wenn körperliche Symptome auftreten

Die Psyche und der Körper sind eng miteinander verbunden. Psychische Belastungen können sich durch körperliche Beschwerden äußern, etwa durch:
Schlafstörungen oder chronische Erschöpfung
Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder Muskelverspannungen ohne medizinische Ursache
Panikattacken oder Atemnot
Wenn man das Gefühl hat, nicht mehr „man selbst“ zu sein
Manchmal merken Menschen, dass sie sich verändert haben – dass sie sich nicht mehr freuen können, dass sie sich fremd in ihrem eigenen Leben fühlen oder dass sie sich nicht mehr mit ihren Werten und Wünschen verbunden fühlen.
Ein häufiger Gedanke ist: „So kenne ich mich gar nicht.“ Das kann ein Zeichen dafür sein, dass Unterstützung dabei helfen könnte, sich selbst wiederzufinden.
Warum professionelle Hilfe wertvoll ist
Aus systemischer Sicht bedeutet „Hilfe holen“ nicht, dass man gescheitert ist – sondern dass man bereit ist, neue Wege zu erkunden. Eine Therapie oder Beratung kann helfen:
Neue Perspektiven zu gewinnen: Man sieht Probleme oft nur aus einer begrenzten Sichtweise. Eine neutrale Person kann helfen, neue Blickwinkel zu entdecken.
Eigene Muster zu erkennen: Oft wiederholen sich bestimmte Konflikte oder Reaktionen. Eine systemische Herangehensweise hilft, diese Muster zu verstehen und bewusst zu verändern.
Ressourcen zu aktivieren: Jeder Mensch hat Stärken und Fähigkeiten, die in Krisenzeiten in den Hintergrund geraten. Ein therapeutischer Prozess kann helfen, diese wieder nutzbar zu machen.
Fazit: Hilfe holen ist ein Zeichen von Stärke
Es gibt keinen „zu kleinen“ oder „zu großen“ Grund, um sich Unterstützung zu suchen. Wenn psychische Belastungen das Leben dauerhaft einschränken, Beziehungen belasten oder sich festgefahren anfühlen, kann eine systemische Beratung oder Therapie eine wertvolle Möglichkeit sein, neue Wege zu entdecken.
Hilfe zu holen bedeutet nicht, dass man schwach ist – es bedeutet, dass man aktiv Verantwortung für sich selbst übernimmt.
Melde Dich gerne bei mir, wenn Du das Gefühl hast, eine Beratung oder Therapie könnte Dir gut tun. Wir sprechen gerne bei einem ersten, kostenlosen Telefonat oder per E-Mail über Dein Anliegen und klären gemeinsam Deinen individuellen Bedarf.
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